
Winds of Change – Sylt
- Juli 10, 2013
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Urlaub in Sicht! Wohin geht’s in diesem Sommer? Let’s go Sylt!, ist die Antwort für viele Connaisseure, die das «savoir vivre» auf Sylt kennen oder erkunden möchten. Gibt es noch dieses unverwechselbare Sylt-Feeling von ausgelassener Lebensfreude und unbändigem Genuss? In einer Landschaft mit herbem Reiz und einem Klima, das euphorisiert?
«Sylt hat sich verändert, die Glanz-und-Gloria-Zeiten, als sich die europäische Prominenz hier tummelte, sind vorbei. Die neue Generation weiss nicht mehr zu feiern. Das Wetter wird immer schlechter, die Preise immer höher.» So wird von manchen Nörglern geunkt.
Die Insel der Promis?
Sicher, der Anteil an glamourösen Urlaubern, deren Namen die Klatschpresse beherrschen, ist geringer geworden. Ist das ein Manko? Die alteingesessenen Familien aus Adel, Wirtschaft, Politik und Kultur sind geblieben, ziehen sich aber vermehrt in ihre Refugien in der Kampener und Braderuper Heide zurück. Ihre Kinder sind heute global unterwegs: St. Barth, Hamptons, Ibiza, Mauritius et cetera. Ein paar Tage auf Sylt sind natürlich auch drin, vor allem in der Hauptsaison Ende Juli/Anfang August. Dann lassen sich auch etliche Stars aus dem Showbiz sehen, die sich meist sportlich leger an den Hot Spots der Szene untermischen.
Zwei Urgesteine von Kult-Lokalitäten in Kampen haben sich in diesem und im letzten Jahr zurückgezogen: War es Anfang 2012 Greta, die Wirtin vom «Rauchfang», einem In-Treff vom frühen Nachmittag bis in die tiefe Nacht, und kürzlich Rolf Seiche, Lichtgestalt des Kampener Lifestyles vom legendären «Gogärtchen». Zumindest im «Rauchfang» unter den neuen Betreibern Björn und Nele Berg war im letzten Sommer alles wie gehabt. Hier wurde wieder «Dolce Vita» zelebriert. So werden auch Christina Hässler und Florian Hühne (Rolf Seiches Nachfolger) versuchen, den legendären Ruf des «Gogärtchens» weiterzuführen. Und sonst?
Sylt ist einmalig und für so manchen die schönste Insel der Welt
«Moin» – schon die Begrüssung auf dem Sylt-Shuttle stimmt auf den inseltypischen Gruss zu jeder Tageszeit ein – mal behäbig langgezogen, mal kurz und knackig, bloss nicht «Moin, Moin». Das gilt hier schon als geschwätzig. Der Autozug an sich ist schon Kult, wenn die Dieselloks über den Hindenburgdamm zuckeln. Spätestens jetzt werden die Autofenster runtergekurbelt, um den betörenden Duft von Salz, Tang und Heide zu inhalieren. Die schnellste Variante, nach Sylt zu kommen, ist natürlich per Flug. Nirgendwo sonst wird der Tagesablauf so vom Wetter bestimmt wie auf Sylt. Ein Sommermorgen: Der Himmel zeigt sich im seidenweichen Blau, die Sonne streichelt schon am frühen Morgen Körper und Seele und man wünscht sich, den Tag am Meer zu verbringen. Unterhalb des alten Kampener Leuchtturms erstreckt sich ein breiter Strand mit weit auseinander stehenden Strandkörben. Das angesagte Beach-Bistro auf Pfählen, das «Grand Plage», mit lichtdurchfluteter Strandsauna ist Treffpunkt zu jeder Tages- und Abendzeit, –Bilderbuch-Sonnenuntergänge gratis.
Alternativ reizt ein kleiner Strandmarsch von circa 15 Minuten zur «Buhne 16». Unwahrscheinlich, dass man dort nicht auf bekannte Gesichter stösst, die an allen schönen Orten dieser Welt zu sehen sind. «Buhne 16», legendär seit den 60er Jahren, begründete den Ruf der «Schönen, Reichen und Nackten» von Sylt. Hier aalt(e) sich die Prominenz, fast ausschliesslich nackt, oft auch schön, und die Wohlhabenheit ist zu ahnen, wenn bei auffrischendem Wind der Iris von Arnim-Kaschmirpullover übergestreift wird. Gerne bleibt man «unten ohne», was dem elitären, aber einfachen Holz-Bistro auch den Namen «Café Po» bescherte. Hier ist es chic, nicht das zu tragen, was man sich leisten kann …
Beach-Feeling à la Hamptons auf Long Island bietet der kilometerlange Strand am Ellenbogen, dem nördlichsten Teil der Insel. In dieser beeindruckenden Dünenlandschaft ist man selbst zur Hochsaison weitgehend allein mit dem Geschrei der Möwen, dem Rauschen der Brandung und atmet die salz- und jodhaltige Luft in tiefen Zügen ein. Für Roman Polanski war es der ideale Drehort für seinen Film «Ghostwriter». Das besondere Reizklima von Sylt, das sich von den anderen Nordfriesischen Inseln unterscheidet, ist kein Mythos, sondern Realität. Durch die vorgelagerte Stellung der Insel ist sie Meer und Wind stärker ausgesetzt, was den Salz- und Jodgehalt der Luft erhöht. Ob sie die nachgesagte Libido erhöht, mag jeder selbst erfahren …
Vom «Gogärtchen» zur «Sansibar»
Der Nachmittag auf Sylt nach einem satten Strandtag wird gern an einem der Hot Spots mit Aussenbereich verbracht. Sonnenverbrannt und noch leicht versandet in lässiger Beachwear trinkt man Latte Macchiato zu herrlich duftendem Blechkuchen oder ein Glas Champagner. Wenn auch nicht mehr Rolf Seiche verlässlich am Eingang seines legendären «Gogärtchens» seine Gäste begrüsst, so werden es die Nachfolger nicht anders halten. Im «Kleinen Leysieffer» wird an Stehtischen der Abend geplant und im «Rauchfang» auf «Deubel komm raus» geflirtet. Alles spielt sich auf der sogenannten Whiskymeile ab, die eigentlich Strönwai heisst. Es ist nach wie vor der Catwalk der Nobelkarossen, die auf diesem etwa 300 Meter langen Abschnitt entlangröhren, und abends der Laufsteg der gestylten Beaus und Beautys in Edelklamotten aus den exklusiven Boutiquen in Kampen und Keitum. Apropos Keitum – der wohl idyllischste Ort der Insel, am Watt gelegen, mit viel Grün der üppigen Baumbestände, blumenreichen Bauerngärten und den wunderbaren Reetdachhäusern, die gemütliche Geborgenheit vermitteln. Bei «Fisch Fiete», seit Generationen hoch beliebt, muss man mal die Sylter Fischsuppe und die frische Seezunge mit hausgemachtem Kartoffelsalat geniessen. Ein Bummel durch die Nobel-Boutiquen mit Inselflair ist obligatorisch. Sie sind eine Ergänzung zu den Kampener Shops, die von Hermès bis Wunderkind repräsentiert sind.
Das Sylter Abend- und Nachtleben ist gleichermassen vielfältig wie prickelnd. Kulinarisch top sind nicht nur die Sterne-Restaurants wie der «Söl’Ring Hof» in Rantum, «Jörg Müller» in Westerland, «Landhaus Stricker» in Tinnum oder das «Munkmarscher Fährhaus». Fangfrischer Fisch, Matjes, Krabben und Hummer begeistern, wenn man «goschen» geht in List, in der nördlichsten Fischbude Deutschlands, aus der heute ein kleines Imperium entstanden ist. In der alten Bootshalle, einem «Hofbräuhaus» im Seemannsstil, geht Kaschmir mit Jogginganzug auf Tuchfühlung.
Ähnlich war der Aufstieg von Herbert Seckler mit seinem Phänomen «Sansibar», der Skihütte in den Dünen, die das Sylter Lebensgefühl reflektiert und umsetzt. Mehr Sylter Lifestyle geht nicht. Ob Gottschalk, Jauch, Joop, Beckenbauer, Boris Becker oder der europäische Adel – sie alle gehen hier ein und aus und werden von Herbert mit seiner authentischen Gemütlichkeit willkommen geheissen, ebenso wie der «normale» Gast. Die Speisen sind rustikal und hervorragend, der Weinkeller beherbergt wahre Schätze. Die «Hütte» ist zu jeder Jahreszeit voll. Tagsüber stören jedoch die vielen Touristen, die zum «Gucken» des Phänomens anreisen. Etwa ab 20 Uhr ist der Spuk vorbei. Das Sylter Nachtleben spielt sich für viele Urlauber in Westerländer Bars und Clubs ab. «Places to be» der exklusiven Art sind in Kampen: «Pony», «Rotes Kliff», «Sturmhaube» oder an den (Open Air) Bars von «Gogärtchen» und «Rauchfang».
Urlaubstage auf Sylt ohne Sport?
Kaum denkbar! Vier Golfplätze, zum Teil mit fantastischem Meerblick (Budersand), Surfen, Reiten, Biken, Wandern, Segeln, Beach Volleyball sind unwiderstehliche sportliche Herausforderungen. Für die Passiv-Sportler sind die German Polo Masters Ende Juli/Anfang August oder die Surf Cup-Meisterschaften Ende Juli und September allein schon einen Wochenendtrip wert. Für kulturelle Erlebnisse sind die Veranstaltungen des «Meerkabaretts» oder der «Kampener Literatursommer» eine reizvolle Abwechslung. Ein Urlaub auf Sylt – vielseitiger und belebender kann man Ferientage nicht verbringen.
Winds of change? Sylt erfindet sich immer wieder aufs Neue. Sylt spürt den Zeitgeist auf und setzt ihn auf inseltypische Weise um.