
Mit Asterix und Obelix in der Wüste
- Februar 27, 2013
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Marokko
Zahlreiche Kinoproduktionen wie «Gladiator» oder «Asterix und Kleopatra» wurden hier gedreht. Die beste Werbung für das Filmland Marokko brachte jedoch ein Projekt ins Rollen, dass gar nicht hier gedreht wurde: «Casablanca». Gleichwohl hat der vollständig in Hollywood gedrehte Klassiker von 1942 der mittlerweile grössten Stadt Marokkos zu unsterblichem Ruhm verholfen. Während die marokkanische Filmszene brach liegt, gehen die Hollywoodstars in den Atlas-Studios ein und aus. Für «Gladiator» wurde in Ouarzazate halb Rom nachgebaut. Martin Scorcese liess für «Kundun» 300 tibetische Mönche einfliegen. Und auch Gerard Depardieu mischte sich unter die Menschen – er kam zu den Dreharbeiten für «Asterix und Obelix».
Über den Hohen Atlas bis nach «Mollywood»
Der Atlas ist nicht nur der Träger des Himmelsgewölbes, der einer griechischen Sage aus der Antike entstammt, sondern auch ein mächtiges Gebirgsmassiv. Zwischen dem Nullmeridian und dem 10. Längengrad erstreckt es sich in westlicher und östlicher Richtung, seine Nord-Süd-Ausdehnung reicht vom 28. Bis zum 37. Breitengrad. Somit zieht sich das Hochland des Atlas von Marokko im Westen durch Algerien und mit seinen Ausläufern bis nach Tunesien hinein. Es ist Mitte November und wir sind auf fast 2.000 Meterm Höhe. Der Wind weht, die Luft ist leicht kühl und wir erfreuen uns über einen klassischen marokkanischen Tee mit viel Zucker und Minzeblättern, woran wir die Hände wärmen und zugleich die Aussicht auf die Berge und Täler geniessen. Die Strasse hat uns durch eine beeindruckende Landschaft geführt – karg und zum Teil vegetationslos, aber nicht minder imposant. Durch ursprüngliche Dörfer und eine mannigfaltige Natur fahren wir so gen Süden, erleben den Wechsel der Landschaft mit ihren tiefen Schluchten und die unendliche Weite. Gelegentlich durchreisen wir die aus Lehm gebauten Dörfer, welche die Fantasie schon so manchen Besucher angeregt hat. So ist die Kulisse des Dorfes Ksar Aït Ben Haddou genau das, was sich Europäer sich vorstellen, wenn sie an den Orient der biblischen Zeiten denken. Kein Wunder, dass auch Hollywood diese Landschaft entdeckt hat! Als auf der schmalen, grösstenteils unbefestigten Strasse die steilen Serpentinen bergab fahren, kommen wir an zahlreiche Verkaufsständen vorbei, die die Strasse säumen und an denen Versteinerungen und Halbedelsteine wie Amethyste und Quartz zum Verkauf angeboten werden. Und die Menschen mit den Kameras, welchen wir immer wieder begegnen, lassen uns wissen: Wir sind nicht die einzigen Touristen unterwegs im Atlas.
Kommt man von Norden her über den Atlas, breiten sich unendliche Weiten aus Wüste und von Wassermangel geprägten Bergzügen vor einem aus. Fast jeder Ausblick in dieses Gebiet verdient das Wort «spektakulär». Die Landschaft ist die Traumkulisse eines jeden Filmemachers – weite Täler mit von Palmenhainen umgebenen Oasen, imposante «Kasbahs» (Lehmziegelburgen) und im Licht der Abendsonne erglühende Wüstenberge. Wir lassen die Berge hinter uns und begrüssen das malerische Drâa-Tal, wodurch sich ausgedehnte Dattelpalmenhaine entlang der Strasse ziehen. Der Drâa, der in Ouarzazate entspringt, fliesst zwischen Agdz und Mhamid durch eine wunderschöne Oase. Auf einer Strecke von 200 km zieht sich ein ununterbrochenes grünes Band durch die Landschaft, ein wahres Königreich der Hennasträucher und der Dattelpalmen mit ihren wertvollen Früchten. Die Oasen des Draa-Tales haben sich für Nomaden, Jäger und Sammler im Laufe der Jahre geradezu zur Sesshaftwerdung angeboten, da sie alles bieten, was für das Überleben in einer sonst unwirtlichen Umgebung notwendig ist.
Drehort Ouarzazate
Die Stadt der marokkanischen Filmindustrie dehnt sich an den beiden Ufern des Drâa aus und dahinter erscheint das mächtige Massiv des Hohen Atlas Gebirge. Die kleine Stadt Ouarzazate, einst Basis der französischen Fremdenlegion, ist heutzutage eine marokkanische Grosstadt geworden. In der eher gesichtslosen Stadt sind eine Fülle von Hotels und ein internationaler Flughafen entstanden, denn seit «Lawrence of Arabien» in der Region gedreht wurde, ist die Stadt ein beliebtes Director`s Choice geworden. Durch ihre besondere Lage zwischen dem Drâa- und dem Dadèstal erhält der Ort eine besondere Bedeutung durch die in der Nähe liegenden Atlas-Filmstudios, die einer Grosszahl der Bevölkerung einen Arbeitsplatz ermöglichen und viele Besucher anziehen.
Schon zu Urzeiten des Kinos war Marokko ein gern besuchter Drehort gewesen. Im Jahr 1897 reiste Louis Lumière, der zusammen mit seinem Bruder Auguste als französischer Erfinder des Lichtspieltheaters gilt, mit einem Cinématographe in die ehemalige Almoraviden-Metropole Marrakesch, um dort «Le Chevrier marocain» (Der marokkanische Ziegenhirt) zu drehen. Eine erste Erfahrung, der bald andere berühmte Regisseure folgten: Josef von Sternberg (Marokko, 1930), Alfred Hitchcock (Der Mann, der zuviel wusste, 1956), Pier Paolo Pasolini (Edipo Re – Bett der Gewalt, 1967), John Houston (Der Mann, der König sein wollte, 1975), Martin Scorsese (Die letzte Versuchung Christi, 1988 und Kundum, 1997) und Bernardo Bertolucci (Himmel über der Wüste, 1989/90), um nur einige zu nennen. 1983 gründete der Besitzer der ersten Hotelkette des Landes, Mohamed Belghmi, in Ouarzazate die Atlas Corporation Studios und der damals kleine Ort entwickelte sich zu einem Geheimtipp für Filmteams. Hier lassen sich kostengünstige Bühnenbilder erstellen, der Arbeitslohn für die Statisten ist niedrig und in der Wüste hat es viel Platz. Mittlerweile hat sich das Atlas Studio zu ein regelrechter Kinohochburg entwickelt und weil niemand darauf besteht, dass die Bühnenbilder nach dem Dreh wieder abgebaut werden, rüsten neue Teams die alten Kulissen auf ihre Bedürfnisse um oder sie werden für die Touristen als Sehenswürdigkeiten erhalten. Um der ständig wachsenden Nachfrage nachzukommen, hat sich die Stadt für Produktionen sogar mit drei Studios ausgestattet. ?Neben den eindrucksvollen natürlichen Kulissen ist es die gute Infrastruktur, die Fähigkeiten der marokkanischen Handwerker – Designer, Kostümschneider und Bühnenbauer -, die den hervorragenden Ruf der örtlichen Filmindustrie begründen. Das Centre Cinématographique Marocain ist Motor dieser rasanten Entwicklung, die Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen und sich zum bedeutenden Wirtschaftsfaktor entwickelt hat.
The End…
Auf Celluloid gebannt verzaubern die archaischen Formen und das unvergleichliche Licht dieses einzigartigen Landes. Es ist gerade die vielfältige Vegetation, die Marokko als Filmkulisse so interessant macht. Einerseits die karge Berglandschaft des Atlasgebirges im Osten, welche sich weiter im Landesinneren in herrliches Grün verwandelt und daneben die vielen Küstenabschnitte im Westen. Gerade für Historienfilme wie «Jesus von Nazareth» oder «Lawrence von Arabien» konnte Marokko als perfekte Kulisse dienen. Nicht desto trotz muss nach dem Dreharbeiten im Wüstenort Ouarzazate manchmal die Visual-Effects-Spezialisten am Computerbildschirm ran, denn Wüste ist nicht gleich Wüste und wenn im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des über 4.000 Meter hohen Atlas-Gebirge schimmert lässt das so manch einer Szenen etwas unglaubwürdig erscheinen.