Das Ferienparadies Napoleons
- August 2, 2019
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Traumhafte Strände, bezaubernde Dörfer: Daran ist Napoleon nicht ganz unschuldig. Es gibt wohl keinen schöneren Ort, um sich auf die Nacht einzustimmen, als die Sunset Bar auf Forte Falcone. Hier, hoch über der Altstadt von Portoferraio, geniesst man einen unglaublichen Blick, kann bei einem Glas Wein den einlaufenden Fähren zuschauen und im Abendwind die Hitze des Sommertages vergessen. «Das Forte war während Jahren geschlossen. Deshalb ist es auch für die Einheimischen etwas Spezielles, hier herzukommen», sagt Serena Becucci, die Besitzerin der Bar.
Von der Festung geht es auf kurvenreichen Strassen hinunter an den Hafen, ins Nervenzentrum von Portoferraio, wo sich Restaurants, Cafés und Gelaterias abwechseln und die Yachtbesitzer die neugierigen Blicke der Passanten geniessen. Napoleon brachte Elba zum Blühen Elba ist nach Sardinien und Sizilien die drittgrösste Insel Italiens und ihre Geschichte voll von Legenden. Eine besagt, dass ihre Entstehung auf die Venus zurückzuführen ist. Die Göttin der Liebe soll beim Baden im Meer sieben Edelsteine ihres Diadems verloren haben. Der grösste von ihnen brachte Elba hervor, die sechs kleineren bilden die umliegenden Inseln. Ob es stimmt, wissen nur die Götter.
Napoleon brachte Elba zum Blühen
Historisch belegt ist dagegen, dass Napoleon wie kein anderer der Insel seinen Stempel aufgedrückt hat. Nach seinem Fiasko beim Russlandfeldzug suchte er 1814 auf der Insel Zuflucht. Nach 300 Tagen verabschiedete sich der kleine Korse bereits wieder; er schickte sich an, Europa ein letztes Mal herauszufordern. Zurück liess er eine völlig verwandelte Insel. Er hatte die Gemeinden geeint, den Strassenbau vorangetrieben, Brücken gebaut, Sümpfe trockengelegt und den Weinbau wieder angekurbelt. Vorbei waren die Zeiten, in denen Elba ein Armenhaus war, auf einmal blühte die Landwirtschaft. Dafür sind sie «ihrem Kaiser» noch heute dankbar. Deshalb wird auch jeweils am 5. Mai, dem Todestag Napoleons, ihm zu Ehren in Portoferraio Gottesdienst gefeiert.
Nach der Landwirtschaft machte sich auf Elba Geld mit dem Abbau von Eisen erz. In den 1980er-Jahren war auch damit Schluss. Heute leben die meisten vom Tourismus. Ihre Seele hat die Insel deswegen nicht verkauft. Massentourismus ist hier noch immer ein Fremdwort. Aus gutem Grund: Die Insel hat sich dem sanften Tourismus verschrieben. Einen Flugplatz gibt es zwar – er befindet sich in Marino di Campo. Doch hat er erst seit 1991 eine asphaltierte Piste; zuvor starteten und landeten die Flugzeuge 20 Jahre lang auf Gras. Jüngst wurde die Piste zwar verlängert, damit auch grössere Maschinen die Insel ansteuern können. Doch die meisten Gäste gelangen noch immer mit der Fähre nach Elba.
Klein, aber fein
Elba hat vielleicht nicht zuletzt deswegen viel von seinem ursprünglichen Charme behalten. Es gibt unzählige malerische Dörfer zu entdecken, wie beispielsweise Porto Azzurro, ein ehemaliges Fischerdorf, oder San Piero, das Kleinod an den Hängen des Monte Capanne. Wer auf den höchsten Berg Elbas gehen will, der kann die Seilbahn nehmen. Die Kabinen, die Platz für zwei Personen bieten, erinnern eher an Papageienkäfige denn an Gondeln. Ein Erlebnis ist die Fahrt aber auf alle Fälle. Unten am Meer warten unzählige Badeplätze auf Sonnenhungrige. Die Strände sind nicht überlaufen, und nachts raubt den Gästen auf den Campingplätzen nicht die nahegelegene Disco den Schlaf. Dies spricht sich nicht nur bei Italienern rum. Den Campingplatz Valle Santa Maria im Süden der Insel steuern immer mehr auch Deutsche und Schweizer an, wie Gabriele Rotellini sagt. Zusammen mit seiner Frau Jeanette und seiner Familie betreibt er den sehr gepflegten Platz mit Öko-Label in dritter Generation. Ein Besuch lohnt sich selbst für Nicht-Camper. Nirgendwo auf der Insel schmecken die Spaghetti Vongole besser als im Bistrot Miramar, das zum Camping Valle Santa Maria gehört. Serviert werden sie direkt am Strand, mit Blick auf den Montecristo, der am Horizont aus dem Meer ragt. Und wer sich spät abends noch einen Drink genehmigen will, ist in der eigenen Bar «Barbados», die von Jeanette und Gabriele mit viel Herzblut betrieben wird, immer herzlich willkommen.
Auf Elba kommen jedoch nicht nur Camper, Taucher und Geniesser auf ihre Rechnung. Ebenso sehr ist es ein Bike- und Wanderparadies und wegen seinen 50 zum Teil seltenen Schmetterlingsarten und den 170 verschiedenen Mineralien ist schon so mancher Naturkundler mehr als einmal auf die Insel gepilgert.
Auch im Bereich Wandern und Biken spielt die Familie Rotellini eine nicht unwichtige Rolle. In Zusammenarbeit mit dem «Club Alpino Italiano» und dem Gremium des Naturschutzgebietes «Parco Nazionale Arcipelago Toscano» hat beispielsweise Michele Cervellino, der Schwager von Gabriele, Wanderwege ausgeschildert. Dasselbe gilt für Bike-Trails. Exklusive für die Camping-Gäste werden geführte Touren angeboten. Das Naturschutzgebiet umfasst auch die Insel Pianosa, die sich wenige Kilometer vor Elba befindet und für einen Tagesausflug eignet. Pianosa wird von den Einheimischen auch «Insel der Gefangenen» genannt. Dies ist wortwörtlich zu verstehen. Auf dem Eiland leben und arbeiten ausschliesslich Häftlinge und ihre Betreuer. Die Gefangenen befinden sich in einer speziellen Form des offenen Strafvollzugs. Weil sie sich im Gefängnis vorbildlich benommen haben, dürfen sie zum Rest ihrer Strafe auf Pianosa die Felder bestellen und Gäste bewirten. Um die Sicherheit müssen sich Touristen nicht sorgen. Die neue Freiheit will sich niemand von den Häftlingen aufs Spiel setzen.
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